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Relative Age Effect im profesionllen Nachwuchsfußball

Relative Age Effect im profesionllen Nachwuchsfußball

Der Relative Age Effect (RAE), oder auch relative Alterseffekt, beschreibt das Phänomen, dass innerhalb eines bestimmten Jahrgangs ältere Kinder im Durchschnitt bessere Chancen auf Erfolg in sportlichen Bereichen haben als jüngere. Dieses Ungleichgewicht resultiert aus der Struktur der Jahrgangsklassifikationen, bei denen Kinder, die früher im Jahr geboren sind, durch ihre körperliche und mentale Entwicklung Vorteile gegenüber später geborenen Gleichaltrigen haben (Helsen, Starkes & Van Winckel, 1998).

Die Auswirkungen des RAE im Nachwuchsfußball

Im professionellen Nachwuchsfußball zeigt sich der RAE besonders stark. Spieler, die zu Beginn eines Selektionsjahres geboren sind, profitieren von ihrer größeren physischen Reife, was ihnen höhere Erfolgschancen in Sichtungsturnieren und Nachwuchsleistungszentren (NLZ) bietet. Eine Untersuchung von Musch und Grondin (2001) zeigte, dass in den europäischen Topligen der überwiegende Anteil der Spieler in den ersten drei Monaten des Jahres geboren wurde. Diese Diskrepanz kann langfristige Auswirkungen auf die Talententwicklung und die Chancengleichheit im Fußball haben.

Praktisches Beispiel 1: Talentförderung im Nachwuchsleistungszentrum

In deutschen Nachwuchsleistungszentren werden Spieler häufig nach ihrer Leistung in Jugendmannschaften gesichtet. Ein Spieler, der im Januar geboren wurde, hat eine statistisch höhere Wahrscheinlichkeit, durch seine körperliche Überlegenheit aufzufallen, verglichen mit einem Spieler, der im Dezember geboren wurde. Diese Unterschiede können dazu führen, dass der später Geborene trotz gleicher oder sogar größerer Begabung übersehen wird.

Praktisches Beispiel 2: Saisonbezogene Leistungskriterien

Auch innerhalb einer Saison profitieren ältere Spieler von ihrer früheren Entwicklung. Ein Beispiel dafür bietet das Sichtungsturnier „Jugend trainiert für Olympia“, bei dem Spieler aus einem einzigen Jahrgang gegeneinander antreten. Untersuchungen zeigen, dass ältere Spieler in diesem Umfeld oft als führungsstärker wahrgenommen werden, was wiederum ihre Chancen erhöht, in Auswahlmannschaften berufen zu werden (Cobley et al., 2009).

Ansätze zur Reduktion des RAE

Um den RAE abzumildern, wurden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen:

  1. Relative Altersgruppen: Spieler könnten in kleineren, nach Geburtsquartalen unterteilten Gruppen gefördert werden, um Chancengleichheit zu schaffen (Delorme, Boiché & Raspaud, 2010).
  2. Rotation des Stichtags: Eine rotierende Festlegung des Geburtsdatumsstichtags könnte den Vorteil der älteren Spieler innerhalb eines Jahrgangs ausgleichen.
  3. Kompetenzbasierte Bewertung: Statt rein auf physische Merkmale zu achten, sollten Trainer kognitive und technische Fähigkeiten in den Vordergrund stellen.

Ein vielversprechendes Beispiel bietet Japan, wo der Stichtag für sportliche Jahrgänge im April liegt und durch gezielte Förderung von Spätgeborenen der RAE erfolgreich reduziert wurde (Matsubayashi & Ueda, 2012).

Fazit

Der Relative Age Effect stellt im professionellen Nachwuchsfußball eine erhebliche Herausforderung dar, da er die Chancengleichheit von Talenten beeinträchtigt. Durch gezielte Maßnahmen können jedoch sowohl Verbände als auch Vereine dazu beitragen, die Auswirkungen des RAE zu reduzieren und eine gerechtere Talentförderung zu gewährleisten. Langfristig profitieren sowohl die Spieler als auch der Fußball insgesamt von einer breiteren Talentbasis und einer diverseren Auswahl an Spitzenathleten.

Literatur

  • Cobley, S., Baker, J., Wattie, N., & McKenna, J. (2009). Annual age-grouping and athlete development: A meta-analytical review of relative age effects in sport. Sports Medicine, 39(3), 235-256.
  • Delorme, N., Boiché, J., & Raspaud, M. (2010). Relative age effect in elite sports: Methodological bias or real discrimination? European Journal of Sport Science, 10(2), 91-96.
  • Helsen, W. F., Starkes, J. L., & Van Winckel, J. (1998). The influence of relative age on success and dropout in male soccer players. American Journal of Human Biology, 10(6), 791-798.
  • Matsubayashi, T., & Ueda, M. (2012). Relative age effect in Japanese professional sports: A historical analysis. Asia Pacific Journal of Sport and Social Science, 1(2-3), 101-110.
  • Musch, J., & Grondin, S. (2001). Unequal competition as an impediment to personal development: A review of the relative age effect in sport. Developmental Review, 21(2), 147-167.
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Stefan Santanius

Athletik- und Rehatrainer, sowie Experte für Sporternährung

Der Relative Age Effect stellt im professionellen Nachwuchsfußball eine erhebliche Herausforderung dar, da er die Chancengleichheit von Talenten beeinträchtigt. Durch gezielte Maßnahmen können jedoch sowohl Verbände als auch Vereine dazu beitragen, die Auswirkungen des RAE zu reduzieren und eine gerechtere Talentförderung zu gewährleisten. Langfristig profitieren sowohl die Spieler als auch der Fußball insgesamt von einer breiteren Talentbasis und einer diverseren Auswahl an Spitzenathleten.

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